Goldene Feder 2012 – „Du bist Eupen“

Ansprache des Herrn Bürgermeisters Dr. E. Keutgen bei der Verleihung der Ehrenmütze

Sehr geehrte Ordensträger,
Sehr geehrte Exprinzen,
Liebe Ehrengäste
Liebe Bürgerinnen und Bürger von Eupen – Kettenis,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

Zum 25. Mal verleihen die Exprinzen der Stadt Eupen  die Goldene Feder.

Herausragende Leistungen zum Wohle der Bevölkerung und der Stadt werden hervorgehoben. Verdienstvolle Mitbürgerinnen und Mitbürger werden mit der Goldenen Feder ausgezeichnet.

Die Initiative der Exprinzen hat mittlerweile Tradition und einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft, schon allein durch die Integrität und das Schaffen der Ordensträger.

Das 25. Fest Rot-Gelb ist aber ein besonderes Ereignis.

Nichts ist wie immer.

Der Ordensträger hat keine Einladungsliste hinterlegt, nein er ist noch nicht einmal physisch zu fassen..

In den vergangenen Jahren wurde die Bekanntgabe des  neuen Ordensträgers mit einem „ja richtig“, oder „der hat es verdient“ oder mit einem typischen „mm“ kommentiert. Dieses Jahr herrscht  zuerst skeptische Stille und erst nach mentaler Gymnastik kommt die Bewertung.

So überraschend die Entscheidung der Jury auch mir im ersten Moment vorkam, so gut finde ich sie heute.
Unsere Stadt, unsere Heimat und der dort lebende Menschenschlag verdient sicherlich eine Auszeichnung

Heimat ist ein Ganzes und trotzdem durch tausende kleine bunte Moseiksteinchen zusammengestellt. Die verschiedenen Betätigungsfelder, Leistungen und Bekenntnisse zur Heimatstadt unserer Ordensträger beweist diese Vielfalt.

Warum lieben wir dieses Fleckchen Erde im Osten Belgiens? Warum kommen wir miteinander, trotz aller all zu menschlichen Zwischenfälle , miteinander aus? Warum können wir  gemeinsam arbeiten, uns freuen und feiern aber auch trauern?

August Tonnar schreibt:

Doo Heemet ä ge Wäserdall,
Doo finnste Fläk op Äärde,
Vöör mien O stees do övverall,
Wäärt nie diech onntrö wäärde

Unsere wechselvolle Geschichte und Vergangenheit hat uns Gelassenheit gelehrt  gegenüber politischen Entwicklungen.
Die Kleinstadt  ist überschaubar: jede kennt jeden.

Die Natur verwöhnt uns mit Wiesen, Wasser und Wald.

Die Zwillingstürme der St Nikolauskirche oder die Atmosphäre ounder jen haas  versetzt jedem Heimkehrer nach längerer Abwesenheit ein wohliges Herzklopfen.

Unsere verwinkelte Innenstadt mit den Bauten aus der
Geschichte und den kleinen Gassen ist unser Schatz.

• Wie jeder „normale“ Bürger hat auch der Eupener seine Stadt ins Herz geschlossen, allerdings auf eine ganz besondere Art und Weise. Seinen Heimathafen an Weser und Hill liebt er geradezu abgöttisch. Genau wie die zahlreichen Kölner Musikgruppen  „mit Hätz“   ihre Stadt „am Ring“  besingen und  Herbert Grönemeyer  seinem Bochum ein musikalisches Denkmal gesetzt hat nutzt der Eupener jede sich ihm bietende Gelegenheit um das „Wäserscheff“ zu singen. Diese Eupener Nationalhymne aus dem Jahre 1948 von  Hans Reinertz  auf einem Text von  Leo Brossel  singt er genauso gerne in Brüsssel, in New York und auch in Down Under. .

• Der Eupener knottert gerne. Er ist ein „Knotterpott“ weil er seine Stadt liebt. Davon kann auch die Stadtverwaltung ein Lied singen.
Vielleicht ist das Knottern proportional zum Regen.

•  Es ist ihm eben nicht egal, wenn auf dem Bürgersteig das Unkraut sprießt, wenn die Straßenbauarbeiten wieder mal zu lange dauern oder einfach wenn das  Grenz-Echo nicht zeitig ausgeliefert wird. Dann geht es richtig rund und gerne macht er seinem Ärger lautstark Luft. An und für sich ein Zeichen, dass er Anteil am guten Funktionieren seiner Stadt nimmt. Am liebsten ist es ihm allerdings, wenn die anderen dafür die Ärmel hochkrempeln.

• Der Eupener spricht gerne wie ihm „der Schnabel gewachsen ist“. Das ist weder ein Zeichen von mangelnder Intelligenz noch von Unhöflichkeit. Er unterhält sich eben auch schonnemal järne wie de  Vrauw Völl  und de  Jebrüder Blumenkohl.

Für unsere Nachbarn im Norden der DG sind wir Schmautbäre und für unsere Freunde aus der Eifel sind wir manchmal hochnäsig und Hauptstädter.
Nehmen wir es als Komplemente. Wir sind wer und nicht beliebig.

Stolz auf seine Stadt sein , sie als Wurzel und Heimat empfinden bringt auch Aufgaben mit sich: jeder sollte sich nach seinen Möglichkeiten etwas für den Erhalt und das Zusammenleben in unserem lieben Eupen  einsetzen , so wie unsere Ordensträger mit gutem Beispiel voran gegangen sind.

Zum Anlass der Verleihung der Ehrenmütze überreicht auch die Stadt „ ihre“ goldene Feder. Beim heutigen Geehrten war technischer Erfindergeist gefragt.
Unsere Schreiner haben die Grundfläche der Gemeinde aus Holz geschnitten. Talspere, Weser und Hill sind gut erkennbar.

Original sind das 10426 Hektar wovon allerdings nur ein Viertel bebaut sind. Wasser Forst und Wiesen machen den Rest aus. Danke für diese Arbeit.
Die Feder vor die dem Hintergrund zeigt mit ihrer Spitze auf das Rathaus, die gute Stube unserer Stadt und das erste Bürgerhaus am Platze.

Die Umrisse unserer Gemeinde lassen es sogar zu dem Gebilde eine  Ehrenmütze aufzusetzen.

Später soll das Erinnerungsstück an den heutigen Abend einen festen Platz im Empfangsbereich des Rathauses finden.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend unter Geehrten, denn wir sind ja alle mit „ Du bist Eupen „ gemeint und möchte ihnen noch einige Zeilen von Elisabeth Kreisl vortragen:

Heimat
Heimat, dieses tiefe Wort,
unzählige Male beschrieben;
Zuhause, wo ist dieser Ort,
haben Lebensumstände entschieden?

Heimat – eine eigene Sicht,
persönlich geprägt und verankert,
Wirklichkeit oder Kindheitstraum,
beständig, gehen müssen, abgewandert …

Heimat ist dort, wo du willkommen bist,
man dir die Hand reicht, deinen Namen nennt;
Heimat – wo dein Herz glücklich ist,
Heimat – wo der alte Baum dich noch kennt.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.