11. Januar 2018 – Neujahrsempfang der Stadt – Rede des Bürgermeisters
Werte Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Geschätzte Gäste aus Politik und Verwaltung,
Justiz und Polizei,
Kirche und Kultur,
Gewerbe und Tourismus,
Schule und Sport!
Werte Freunde der Stadt Eupen!
Vor allem aber sehr geehrte Damen und Herren,
die Sie sich in unserer Stadtgemeinde auf so vielfältige Weise mit Ihrer Zeit und Energie, mit ihren Überlegungen und Initiativen in den Dienste Ihrer Mitmenschen einbringen.
Ihr Interesse und Ihre Verbundenheit mit den Belangen unserer Stadtgemeinde sind in vielen Fällen und an vielen Stellen die menschliche Basis, die unser Miteinander in Eupen und Kettenis so attraktiv und lebenswert macht.
Rückblick und Ausblick – das sind seit jeher die klassischen Inhalte eines Neujahrsempfangs.
So auch heute Abend… Und zwar völlig ungeachtet der Tatsache, dass wir im Rathaus das letzte Jahr der Legislatur in Angriff genommen haben.
Freilich sollte dieser Neujahrsempfang keineswegs als persönliche politische Bilanz missdeutet werden. Stattdessen geht der Blick entschieden nach vorne – immerhin liegen noch elf Monate vor uns, die volle Konzentration und fortgesetzte Dynamik verlangen.
Festmachen möchte ich meine Ausführungen zum Jahreswechsel an einem Zitat, das sicher teils bekannt sein dürfte, in fast sechzig Jahren aber nichts an Aktualität eingebüßt hat.
„FRAGE NICHT, WAS DEIN LAND FÜR DICH TUN KANN.
FRAGE, WAS DU FÜR DEIN LAND TUN KANNST.“
Faktisch das Vermächtnis, das John F. Kennedy bei seiner Amtseinführung im Januar 1961 seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit auf den Weg gab. Ein Leitgedanke, der meiner Ansicht nach auch heute noch im Neben- und Miteinander von Politik und Bürger gilt – gerade auf kommunaler Ebene.
Und so blicke ich einerseits zufrieden zurück, zugleich aber auch entschlossen nach vorne.
Ich jedenfalls werde die Hände nicht frühzeitig in den Schoß legen, sondern meine ganze Kraft daran setzen, dass die laufenden Dossiers im Dienste unserer Stadt und unserer Mitmenschen zeitnah zu einem guten Abschluss kommen. Zumal die Herausforderungen in diesem letzten Jahr der Legislatur nicht geringer sind als im bisher abgearbeiteten Zeitraum.
Und „im Rückspiegel“ geht mein Blick zunächst zur Herbesthaler Straße, die vor wenigen Wochen zu einem guten Ende gebracht werden konnte.
Zugleich möchte ich nochmals in Erinnerung rufen, dass es sich hierbei nicht um ein Projekt der Stadt handelte, sondern um ein Vorhaben der Wallonischen Region, konkret: der Abteilung Routes et Bâtiments, vormals besser bekannt als MET.
Abgeladen wurde der Ärger über Versäumnisse und Verzögerungen während der mitunter recht schleppenden Umsetzung jedoch oft im Rathaus. Um die Interessen der städtischen Bevölkerung und des dort angesiedelten Gewerbe bestmöglichst zu verteidigen, haben wir zwar ständig Druck ausgeübt, jedoch waren unserer Einflussnahme wegen der Nicht-Zuständigkeit leider meist Grenzen gesetzt.
Sicher wurden das Verständnis und die Geduld der Politiker wie der Bevölkerung, besonders auch der Anlieger, zwischenzeitlich über Maßen strapaziert. Denn ein solch planungs- und kostenaufwendiges Projekt innerhalb des städtischen Bereichs ist nun mal mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden.
Heute aber sollten wir vor allem das Ergebnis sehen: Seit dem Spätherbst verfügt Eupen über eine neue, attraktive Achse zwischen Stadtkern und Autobahn. Zweifellos eine nicht zu unterschätzende Chance für die Stadt als Gewerbe- und Geschäftsstandort.
Richten wir nunmehr aber den Fokus auf Projekte, die in den vergangenen zwölf Monaten unter städtischer Verantwortung vorangeschritten sind. Wie im Zyklus einer Legislatur gängigerweise im fünften Jahr der Fall, sehen etliche bedeutende Vorhaben ihrer baldigen Fertigstellung entgegen.
Hier nenne ich nicht unerwartet an erster Stelle das Kombibad – das neue Wetzlarbad. Ein Projekt, dem die Bevölkerung mit brennender Erwartung entgegensieht. Wie nicht zuletzt das rege Interesse beim öffentlichen Baustellentermin nachdrücklich unterstrichen hat. Derzeit ist der Bauverlauf so, dass der vorgegebene Zeitplan bis zum Sommer eingehalten werden kann.
Konkret: Sofern wir in den nächsten Wochen von unerwarteten klimatischen Einschlägen verschont bleiben, heißt es vor dem Sommer: „Ab ins Becken!“
Gerade der Zuspruch bei der Baustellenbesichtigung hat untermauert, dass der Weg, den die Stadt hier beschritten hat, ohne jeden Zweifel der richtige war. Weshalb wir im Kollegium der festen Überzeugung sind, dass das neue Wetzlarbad in der Bevölkerung von Beginn an auf hohe Akzeptanz stoßen wird.
Ebenfalls für das laufende Jahr ist der Einzug ins neue Verwaltungsgebäude anvisiert. Hier steht der Umzugstermin nach aktuellen Timing sogleich nach den Sommerferien in der Agenda.
Und ich mache kein Hehl aus meiner Erleichterung: Ich bin sehr froh für die Verwaltung, dass sie endlich in angemessene Räumlichkeiten einziehen kann.
Das Verwaltungsgebäude ist letztlich die infrastrukturelle Grundlage für eine neue, zeitgemäßere Empfangskultur, die am künftigen Standort näher am Bürger sein kann. Übrigens wird das Kollegium – noch vor dem Umzug – Überlegungen anstellen, wie die nachfolgende Nutzung und Zweckbestimmung des historischen Rathauses aussehen könnte.
Erfreulich ist ebenfalls das Wissen, dass die Musikakademie demnächst ein definitives und schmuckes Dach über dem Kopf haben wird. Die aufwendige, jedoch zugleich funktionelle Renovierung der Villa Peters macht einen Umzug zum neuen Schuljahr 2018-2019 in dieses geschichtlich wertvolle Gebäude möglich. Zugleich schafft diese Ansiedlung eine wichtige Belebung für den Campus Schule Unterstadt. Seiner Fertigstellung geht auch das Museum in der Gospertstraße entgegen.
Nach manchen Irrungen und Wirrungen sicherlich eine überaus erfreuliche Nachricht – selbst wenn das Kollegium sich nach den unliebsamen Erfahrungen und unvorhersehbaren Anpassungen der vergangenen Jahre derzeit terminlich nicht festlegen kann und will. In der Zwischenzeit wurde die Innenausstattung zugeschlagen. Nicht nur in meinen Augen ein Indiz, das uns optimistisch nach vorne blicken lässt.
Nun jedoch richte ich meinen Blick konsequent nach vorne – auf die Herausforderungen für das laufende und mehr noch für die nächsten Jahre. Und zwar ganz gleich, wer dann in der politischen Verantwortung stehen wird.
Vor allem im Schulbau stehen dringende und bedeutende Entscheidungen an. So müssen alle Kindergärten fit gemacht für die Aufnahme der zweieinhalbjährigen „Kids“.
Akuter Handlungsbedarf besteht darüber hinaus an der Grundschule Kettenis, die räumlich an Grenzen stößt. Letztlich eine positive Folge des anhaltenden Bevölkerungszuwachses im Ort.
Hier muss die Planung zu einer angemessenen Ausweitung zügig in Angriff genommen werden. Ausloten müssen wir zunächst den verfügbaren Platz mit dem räumlichen Bedarf – wozu es derzeit erste konkrete Überlegungen in enger Konzertierung mit den pädagogisch Verantwortlichen vor Ort gibt
Nicht weniger groß und nachvollziehbar ist das Anspruchsdenken im Bereich der Sportinfrastruktur.
Völlig unabhängig vom neuen Wetzlarbad muss und wird die Stadt am Stockbergerweg initiativ werden. Ein wichtiger Planungspartner mit am Tisch ist hierbei der Sportbund, der denn auch bereits seine Vorstellungen und Wünsche mit in eine Arbeitsgruppe eingebracht hat. Einerseits ist der Raumbedarf beachtlich, andererseits tut eine Modernisierung not.
Eingebunden in die Überlegungen wird die komplette derzeit dort bestehende Infrastruktur. Also: Große Sporthalle, städtisches Stadion, Anlage des FC Eupen, kleine Sporthalle und Bolzplatz – die künftig allesamt in eine Art Campus Sport einfließen könnten.
Jedenfalls wird die große Sporthalle weiter Bestand haben, wo übrigens derzeit ein neuer Hallenboden verlegt wird. Ob jedoch der mittlere Teil mit Cafeteria und Sanitäranlagen erhalten bleibt, wage ich mit Blick auf die schlechte Bausubstanz zu bezweifeln.
Ein privilegierter Ansprechpartner bei der Sportinfrastruktur bleibt ebenfalls die IRMEP, mit der die Stadt auf dem Gelände Schönefeld zeitnah eine noch bessere Nutzung der dortigen Strukturen im Dienste aller Vereine erreichen möchte.
Eupen ist nun mal eine sportfreudige und sportaktive Stadt – was uns alle mit Blick auf die körperliche Fitness im Grunde freuen sollte.
Nur… Sportliche Aktivität verlangt nach Platz und Raum. Gerade in einer Stadt, wo die Vielfalt der Aktivitäten quer durch die Generationen kaum Grenzen kennt und wo ständig neue Sportarten „heranwachsen“.
Als überaus erfreulich werte ich die Erkenntnis, dass die „Viertel“-Politik behutsam, aber stetig ihren Weg geht.
Die Impulse „von unten“ tragen erkennbar Früchte – mancherorts spürbar stärker, andernorts noch eher zögerlich. Aber grundsätzlich erleben wir bei vielen lokalen Initiativen, dass dort recht viel auf den Weg gebracht werden konnte. Wobei es mir erlaubt sei, in diesem Kontext drei „Leuchttürme“ namentlich zu nennen, so Unterstadt, Bergviertel und Kettenis.
Andere Stadtteile sind noch in der Aufbauphase, schauen in der Zwischenzeit aber ebenfalls gerne und oft über den Tellerrand und lassen sich von anderen „Viertel“-Ideen spontan inspirieren. Diese Dynamik von unten tut der Stadt gut, stößt von Beginn an auf eine hohe Akzeptanz, fördert das soziale und interkulturelle Miteinander.
A propos Akzeptanz…
Auch die teils einschneidenden Veränderungen der vergangenen Jahre im städtebaulichen Bereich gewinnen zunehmend an Zuspruch. Es ist spürbar, dass die Eupener sich mit ihrer neuen Innenstadt langsam angefreundet haben.
Die über lange Monate betriebene Schwarzmalerei ist der freudigen Erkenntnis gewichen, dass dieses zeitaufwendige Projekt so schlecht ja gar nicht ist. Der Umbau ist in der Zwischenzeit abgeschlossen. Einzig über das Nadelöhr ausgangs der Hufengasse, auf Höhe des „Klösterchens“, beugen sich derzeit noch die Städteplaner. Wenngleich primär aus baulichen und sicherheitstechnischen Gründen.
Übrigens werte ich den Architekturpreis, den die Wallonische Region vor wenigen Wochen für die Gestaltung der Klötzerbahn verliehen hat, als wichtiges Ausrufezeichen hinter einem Prozess, der langwierig und teils beschwerlich war, in der Zwischenzeit aber angenommen ist.
Zur Erinnerung… Für alle, an denen diese Meldung im vorweihnachtlichen Trubel vorbeigerauscht ist.
Der neu gestaltete Platz zwischen Friedenskirche und Bergstraße hat den Wallonischen Architekturpreis 2017 in der Kategorie öffentliche Gestaltung bekommen. Die Jury lobte vor allem die strukturierte und offene Gestaltung unter dem Impuls des Projektbüros um Architekt Ralph Palotas. Jedenfalls haben sie es mit ihrem Konzept erreicht, den Platz zu öffnen, um auch die umliegende Architektur besser darstellen zu können.
Wertschätzen möchte ich ebenfalls die Bedeutung der „location“, in der wir uns hier und heute aufhalten.
Der „Alte Schlachthof“ hat sich in nur rund zwei Jahren einen beachteten und wertvollen Platz in der Eupener Kulturlandschaft erarbeiten können. Und nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern ebenso für zahlreiche Besucher von außerhalb, die auf solche Weise eine neue, spannende Facette unserer Stadt entdecken. Mich persönlich überrascht stets aufs Neue die Vielfalt der wechselnden Angebote, deren Bandbreite nicht nur zahlenmäßig überaus ansehnlich ist, sondern auch für die Vielschichtigkeit des kulturellen Lebens in Eupen ist.
Jedenfalls ist der „Alte Schlachthof“ auf einem guten Weg als sozio-kulturelle Drehscheibe „in Reichweite“. Das Umfeld ist straßenbaulich aufgewertet worden, der fertige Bürgersteig schafft höhere Sicherheit. Zudem steht zeitnah der Parkplatz am Athenäum für die Nutzer des Zentrums zur Verfügung.
Werte Gäste!
Zum Ende meiner Ausführungen möchte ich Ihr Interesse noch auf einige Punkte lenken, die vielleicht weniger im Blickpunkt stehen, für die Menschen vor Ort aber durchaus nachhaltig sind.
Genannt sei die angestrebte Neugestaltung des Friedensparks – verbunden mit der Aufwertung des hier stehenden Denkmals. Das schlichte, aber ein wenig in Vergessenheit geratene Monument steht immerhin als Wahrzeichen für die Eupener Volksspende zur Kriegsfürsorge im Ersten Weltkrieg. Und da bietet das Gedenken an den Hundertsten Jahrestag des Kriegsendes zweifellos einen willkommenen Anlass, um diesem historischen Standort mit Park und Denkmal neue Beachtung zu schenken.
Und dann wären da noch die Anstrengungen zur Neuschaffung oder Neugestaltung von Kinderspielplätzen. Für die jeweiligen Viertel wichtige soziale Treffpunkte. Entsprechende Projekte gibt es in Kettenis, in Klinkeshöfchen und In den Looten.
Selbst wenn die Gerüste an Sankt-Nikolaus verschwunden sind, bleibt der Aufwand für unsere Kirchenbauten ein schwerer Rucksack. Bei den Erfordernissen für den Unterhalt unserer Kirchen und Kapellen stoßen die drei Kirchenfabriken an finanzielle Grenzen. Nur wenn sich innerhalb eines Viertels weiter Leute finden, die sich für dieses traditionsreiche Kulturerbe einbringen, sehe ich langfristig sinnvolle Perspektiven gerade für die kleineren Gotteshäuser.
Erfreulich ist sicher auch die Tatsache, dass beim Aus- und Umbau des Josefsheims. die erste Phase abgeschlossen ist und die ersten Bewohner in der Zwischenzeit ihre neuen Zimmer bezogen haben.
Eine nicht zu unterschätzende Herausforderung besonders für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Umsug organisatorisch problemlos und stets im Interesse der betreuten Mitmenschen abgewickelt haben. Wofür Ihnen Dank gilt.
Meine geschätzten Damen und Herren!
Ich bin der Überzeugung, dass sich in der Politik, die in den vergangenen fünf Jahren im Rathaus vorangetrieben wurde, alle Interessengruppen in unserer Stadt und der Bevölkerung wiederfinden. Verwaltung, Gewerbe, Geschäfte, Kultur, Sport, Freizeit, Tourismus… Eine Liste, die sich durchaus beliebig verlängern ließe. Wichtig ist mir in diesem Kontext jedoch vor allem, dass wir hier in unserer Stadt Politik nicht allein für den Bürger, sondern gemeinsam mit dem Bürger machen.
Bei allem, was die gewählten Mandatare anpacken, haben sie, ganz gleich ob Mehrheit oder Opposition, stets ein Ziel vor Augen – ein Plus an Lebensqualität für alle Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Unser erster „Adressat“ bei allen Entscheidungen war und ist der Mensch – dort wo er lebt und arbeitet. Nur muss ein jeder auch selbst gewillt sein, seinen Beitrag zum Miteinander zu leisten. Oder wie es der amerikanische Wirtschaftspionier Henry Ford einst zum Jahreswechsel formulierte:
„ES HÄNGT VON JEDEM SELBST AB, OB ER (ODER SIE) DAS NEUE JAHR ALS BREMSE ODER ALS MOTOR NUTZEN WILL.“
Wenngleich auf der politischen Zielgeraden, verstehe ich das Gemeindekollegium und mich selbst weiterhin als Motor der zukunftsorientierten Entscheidungen im Rathaus.
Und es wäre ermutigend, wenn möglichst viele unter Ihnen es ähnlich sehen und sich auch weiterhin mit ihrer Zeit und Energie als Motor unseres Miteinanders einbringen würden.
In diesem Sinne sollten wir für das neue Jahr nicht zu viele Vorsätze haben, dafür aber die richtigen.
In der sicheren Überzeugung, dass wir gemeinsam und entschlossen auch die Herausforderungen für 2018 voller Zuversicht angehen können, spreche ich Ihnen, auch im Namen des Kollegiums, des Rates und der Verwaltung, die besten Wünsche aus – vor allem Glück und Gesundheit, Harmonie und Gelassenheit.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Karl-Heinz Klinkenberg
Bürgermeister